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Friedrich Nietzsche – Ein Philosoph als Komponist

Wilfried Gruhn

[Beitrag als pdf]

In sein­er kul­turhis­torischen Mono­gra­phie zu Marx, Wag­n­er und Niet­zsche hat der Poli­tologe Her­fried Mün­kler jüngst die vielfälti­gen Verbindun­gen zwis­chen Niet­zsche und Wag­n­er und deren Nähe und Dis­tanz her­aus­gear­beit­et.1 Dem ist an dieser Stelle nichts hinzuzufü­gen; vielmehr soll hier eine Seite des Philosophen beleuchtet wer­den, die bei dem Fokus auf seine Schriften oft ver­nach­läs­sigt wird: seine starke Affinität zur Musik und seine musikalis­che Begabung, die sich in pianis­tis­chen Impro­vi­sa­tio­nen und eige­nen Kom­po­si­tio­nen niedergeschla­gen hat.


Dass ein Philosoph von der Bedeu­tung und Wirkung eines Friedrich Niet­zsche sich auch als Kom­pon­ist betätigt und ver­standen hat, ist ungewöhn­lich und ruft die Frage her­vor, wie sich sein Philoso­phieren und Kom­ponieren zueinan­der ver­hal­ten und welchen kün­st­lerischen Rang seine kom­pos­i­torischen Arbeit­en beanspruchen kön­nen. Schon im Schüler­al­ter wird erkennbar, welch hohen Stel­len­wert die Musik in seinem Leben ein­nimmt. Und noch während der Gym­nasialzeit bleibt offen, ob sein Weg ihn zur Philolo­gie, zur Dich­tung oder zur Musik führen wird. Die Musik und die klas­sis­chen alten Sprachen treten dann aber immer mehr in den Vorder­grund und bes­tim­men sein Leben. Aber Musik fasziniert ihn weit­er­hin weniger wegen ihrer for­malen Strenge, son­dern weil sie ihm die Möglichkeit bietet, emo­tionalen Aus­druck der jew­eili­gen Befind­lichkeit seines Erlebens und Denkens zu spiegeln. Und so wie sich später sein Philoso­phieren statt in ein­er sys­tem­a­tis­chen Lehre in einzel­nen Apho­ris­men vol­lzieht, so äußert er sich pianis­tisch am lieb­sten in weit auss­chwin­gen­den, rhap­sodis­chen Impro­vi­sa­tio­nen – ein­er Stil­form, die auch die aus­ge­führten Kom­po­si­tio­nen for­mal prägt. Als Dilet­tant im besten Wortsinn ver­fügte Nitzsche nicht über die notwendi­gen kom­po­si­tion­s­the­o­retis­chen Grund­la­gen; seine Kom­po­si­tio­nen ent­fal­ten sich daher häu­fig in einem Wild­wuchs musikalis­ch­er Ideen ohne klare Struk­tur und for­male Kon­trolle der musik­the­o­retis­chen Grund­la­gen. Den­noch bleibt eine grundle­gende musikalis­che Begabung unverkennbar.

Jugendliche Ambi­tio­nen

Aufgewach­sen in einem lutherischen Pfar­rhaus in Röck­en im Kreis Merse­burg in der preußis­chen Prov­inz Sach­sen wäre Niet­zsche eine the­ol­o­gis­che Lauf­bahn vorgeze­ich­net gewe­sen. Die human­is­tis­che Aus­bil­dung im Dom­gym­na­si­um Naum­burg und in der Kloster­schule Schulp­for­ta hätte den Weg dahin ebnen kön­nen. Aber schon früh zeigte sich seine musikalis­che Nei­gung. Eines der früh­esten Zeug­nisse ist ein Blatt um 1851, auf dem der Sech­sjährige auf selb­st­ge­zo­ge­nen Noten­lin­ien einige Töne (man mag noch nicht von ein­er Melodie sprechen) notiert, die er möglicher­weise auf dem Klavier zusam­menge­sucht hat­te. Doch in die Mitte des Blattes zeich­net er einen Turm oder ein Schiff und sig­niert es selb­st­be­wusst mit einem großem „FN.“[2]

Abb. 1: Hand­schriftlich­es Noten­blatt (um 1851). Goethe- und Schiller-Archiv. Klas­sik Stiftung Weimar GSA 71/237, S. 1.

Der Portenser Stipen­di­at zeigte dann neben dem Inter­esse an den alten Sprachen eine starke Hin­wen­dung zu Dich­tung und Musik. Mit seinen Schul­fre­un­den Wil­helm Pin­der und Gus­tav Krug grün­dete er die kün­st­lerisch-lit­er­arische Vere­ini­gung „Ger­ma­nia“, zu der die Fre­unde wis­senschaftliche, musikalis­che und dich­ter­ische Arbeit­en beitru­gen. Als Schüler hat­te Niet­zsche Klavierun­ter­richt erhal­ten und sich die Sonat­en Beethovens und die Klavier­musik sein­er Zeit angeeignet. Seine Fre­unde bewun­derten ins­beson­dere sein Impro­vi­sa­tion­stal­ent. Ein Mitschüler aus Schulp­for­ta, Carl von Gers­dorff, ver­weist in seinen Erin­nerun­gen auf die starke emo­tionale Bedeu­tung, die Musik für Niet­zsche besaß:

„Seine Impro­vi­sa­tio­nen (in der Pfortenser Zeit) sind mir unvergesslich; ich möchte glauben, selb­st Beethoven habe nicht ergreifend­er phan­tasieren kön­nen, als Niet­zsche, namentlich wenn ein Gewit­ter am Him­mel stand.“[3]

Eine sein­er früh­esten Kom­po­si­tio­nen ist die Geburt­stagss­in­fonie für Vio­line und Klavier, die er ver­mut­lich 1857 zum Geburt­stag sein­er Schwest­er oder eines sein­er Fre­unde (ver­mut­lich Gus­tav Krug, der Geige spielte) 1857 mit 12 oder 13 Jahren geschrieben hat. Auch andere der frühen Kom­po­si­tionsver­suche sind aus Anlass von Fam­i­lien­feiern oder für den Fre­un­deskreis ent­standen.

Bei der Par­ti­tur-Rein­schrift dieser Geburt­stagss­in­fonie fällt die akku­rate Schrift ins Auge, die schon eine erstaunliche Ken­ner­schaft ver­rät. Ein klein­er orthographis­ch­er Fehler in den Tak­ten 5–7 im Finale, wo die bei­den Vier­tel eigentlich zwei Achtel sein müssten, um dem ¾ Takt zu genü­gen, mögen der kindlichen Flüchtigkeit geschuldet sein. Inter­es­san­ter ist aber, dass das ein­tak­tige Motiv des Finales immer unmit­tel­bar wieder­holt (notiert mit­tels „Faulen­z­ern“), beim drit­ten Mal dann aber weggestrichen wird, weil diese Ver­dopplung der melodis­chen Peri­odiz­ität und har­monis­chen Sym­me­trie zuwider­liefe. Hier zeigt sich schon bei dem 12- oder 13-jähri­gen Schüler ein sen­si­bles For­mge­fühl, das sich sich­er den Erfahrun­gen im Umgang mit den Werken seines Klavierun­ter­richts ver­dankt.

Abb. 2: Friedrich Niet­zsche: Geburt­stagss­in­fonie (1857, MS 8). Goethe- und Schiller-Archiv, Klas­sik Stiftung Weimar, Sig­natur: 71/237, S. 6.

For­mal gliedert sich die Sin­fonie in drei Teile, einen 30-tak­ti­gen Eröff­nungssatz, ein knappes, dre­it­eiliges Trio, dessen 3-tak­tiger Mit­tel­teil über­raschend in ein Vier­er-Metrum wech­selt, und ein 10-tak­tiges Finale. Hier ist die dreisätzige Sin­fonieform (schnell – langsam – schnell) von klas­sis­chen Vor­bildern abgeschaut, bleibt aber in ihrer Schlichtheit dem kindlichen Ver­mö­gen angepasst. Zur Eröff­nung fol­gt der „Mannheimer Rakete“[4] ein fes­tlich­er Marsch im punk­tierten Rhyth­mus im Stil der franzö­sis­chen Ouvertüre, gefol­gt von ein­er Lega­to-Melodie (T.8). Kurz und knapp fol­gt der the­ma­tis­chen Idee deren Wieder­hol­ung, und schon ist der Satz zu Ende. Noch spär­lich­er fällt das Trio mit seinen 5 + 3 + 5 Tak­ten aus. Im Finale schließlich dominiert die Wieder­hol­ung von Dreik­langs­brechun­gen. Das ist zwar alles noch sehr schlicht, lässt aber schon einen kom­pos­i­torischen Willen und ein erwachen­des For­mge­fühl erken­nen. Selb­st­be­wusst hat­te der erst 12-jährige Niet­zsche bere­its eine Sonatine op. II ent­wor­fen sowie eine dreisätzige Sonate D-Dur (Alle­gro – Andante – Grave) und eine ein­sätzige Sonate G-Dur, von denen er eine säu­ber­liche Rein­schrift mit Titel­blatt (MS 7) anfer­tigte.

Nach dem Abitur in Schulp­for­ta begann Niet­zsche zum Win­terse­mes­ter 1864/65 in Bonn ein Studi­um der klas­sis­chen Philolo­gie und evan­ge­lis­chen The­olo­gie und wurde Mit­glied der Burschen­schaft Franko­nia. Gle­ichzeit­ig ver­tiefte er sich weit­er in die Musik, kom­ponierte Klavier­stücke und Lieder und ver­brachte viel Zeit im The­ater und in Konz­erten. Musik war ihm von Anbe­ginn zum Lebenselix­i­er gewor­den. An seinen Fre­und Hein­rich Köselitz (der sich später Peter Gast nan­nte) schrieb er am 15. Jan­u­ar 1888 aus Niz­za:

„jedes Mal kommt hin­ter einem Abend Musik […] ein Mor­gen voll res­oluter Ein­sicht­en und Ein­fälle. Das ist sehr wun­der­lich. Es ist als ob ich in einem natür­licheren Ele­mente gebadet hätte. Das Leben ohne Musik ist ein­fach ein Irrthum, eine Stra­paze, ein Exil.“ (eKG­WB, BVN 1888, S. 976)

Nach einem Semes­ter gab er das ungeliebte The­olo­gi­es­tudi­um in Bonn auf und wech­selte zusam­men mit seinem Fre­und Gers­dorff 1865 zum Philolo­gie-Studi­um nach Leipzig. Danach erhielt er bere­its 1869 auf Ver­an­las­sung seines Leipziger Lehrers Friedrich Ritschl eine außeror­dentliche Pro­fes­sur für Klas­sis­che Philolo­gie an der Uni­ver­sität Basel. Dort trat er dann auch als Impro­visator gesellschaftlich in Erschei­n­ung.

„Noch [Peter] Gast spricht von dem Glück, den Basler Niet­zsche als Klavier­spiel­er gehört zu haben; in Basel selb­st erzählt man noch von der selt­samen Selb­stvergessen­heit, die sich des phan­tasieren­den Niet­zsche bemächti­gen kon­nte: wie er auf ein­er Basler Win­terge­sellschaft, bei der musiziert wer­den sollte ….zunächst in sein­er gewohn­ten Weise zurück­hal­tend und vornehm-schüchtern nur ungern der Höflichkeits­bitte der Gelade­nen um ein wenig Musik nachgibt, wie sein Spiel wärmer wer­dend als­bald in freies Phan­tasieren von immer küh­nerem impro­visatorischen Schwunge überge­ht. Er scheint ein ganz ander­er, als der reservierte, gesucht for­mvolle und selb­st zer­e­moniöse Pro­fes­sor, als den man ihn son­st ken­nt, er vergißt selb­st die Gele­gen­heit, den Ort, die Zeit, er phan­tasiert und phan­tasiert, die Gesellschaft ist betreten …. Niet­zsche bemerkt nichts, er phan­tasiert fort, er ist mit sich allein – und der befremde­ten Gesellschaft bleibt nichts übrig, als ihn mit sich allein zu lassen.“[5]

Die Kom­po­si­tio­nen

Seit der Begeg­nung mit Richard Wag­n­er und dem Enthu­si­as­mus für dessen Musik sieht sich der junge Niet­zsche selb­st immer mehr auch als Kom­pon­ist. Der musikalis­che Nach­lass[6] umfasst ins­ge­samt 74 Titel, die auch zahlre­iche Frag­mente und Skizzen ein­schließen. Zwis­chen 1861 und 1887 sind es 42 Werke, darunter ver­schiedene Klavier­stücke zu zwei und vier Hän­den sowie Lieder auf Texte von Friedrich Rück­ert, Klaus Groth, Joseph von Eichen­dorff, August Hoff­mann von Fall­er­sleben, Alexan­der Puschkin, San­dor Petö­fi, Adal­bert von Chamis­so, Lord Byron, Emanuel Geibel und Lou Salomé, fern­er Frag­mente zu ein­er Großen Sonate, eine Messe, Chorsätze, ein Entwurf zu einem Wei­h­nacht­so­ra­to­ri­um, Hym­nen, eine Ouvertüre für Stre­i­chorch­ester, die Klavier­fas­sung ein­er Sym­phonis­chen Dich­tung (Erma­narich) und weit­er­er musikalis­ch­er Dich­tun­gen (Eine Sylvester­nacht; Man­fred-Med­i­ta­tion).

Diese Kom­po­si­tio­nen stellen aber nicht nur dilet­tan­tis­che Kom­po­si­tionsver­suche dar, son­dern dur­chaus ernst zu nehmende Stücke, die Niet­zsches musikalis­chem Aus­drucks­bedürf­nis Gestalt ver­lei­hen. Dies geschieht spon­tan und erup­tiv, unbeküm­mert um kom­po­si­tion­stech­nis­che Ansprüche an Form und the­ma­tis­che Dur­char­beitung. Vielmehr versinkt Niet­zsche selb­stvergessen in har­monis­chen Strö­men, die aber deut­lich geprägt sind von der musikalis­chen Sprache sein­er Zeit und den stilis­tis­chen Merk­malen Beethoven­sch­er For­men­sprache, Schu­mannsch­er Melodik oder Lisztsch­er Har­monik. Diese Stücke ver­lan­gen pianis­tisch dur­chaus tech­nis­ches Kön­nen und bestäti­gen seine klaviertech­nis­chen Möglichkeit­en. Aber zugle­ich offen­bart sich darin auch ein kün­st­lerisches Dilem­ma. Denn er weiß dur­chaus um seine kom­pos­i­torisch begren­zten Möglichkeit­en und beken­nt seinem Fre­und Gus­tav Krug diesen Man­gel, indem er – nicht ohne Koket­terie – auf die große Dif­ferenz zu seinem philosophis­chen Werk ver­weist:

„Mein lieber Gus­tav, dies­mal trenne ich mich wirk­lich recht schw­er von Dein­er Musik, wie von etwas, was mir täglich lieber und sym­pa­this­ch­er wurde und das man endlich nur mit Wider­willen der Post zum Lange-Nichtwieder­se­hen-Hören anver­traut. Ver­liebt habe ich mich in Deine Musik: nur möchte ich mehr Musik­er sein, um sie noch unbe­hin­dert­er schlür­fen zu kön­nen. Min­destens wün­schte ich mir ein recht schönes 4 händi­ges Arrange­ment, von einem Meis­ter des Klaviers und der jet­zi­gen Tech­nik gemacht. Deine Musik trieft um bib­lisch zu reden, vom Oele der Anmuth und Wehmuth; wie komme ich mir dann immer vor mit meinen plumpen Geschicht­en und täp­pis­chen fortissimi’s mit tremoli’s, wenn ich Deine Stim­men­führun­gen sehe, wie schöngeschup­pte graz­iöse Schlangen, und Deine Con­tra­punk­tik studire! Wirk­lich mein lieber Fre­und, aus Dir braucht nichts zu wer­den: denn Du bist was gewor­den: ein tüchtiger Musik­er, während unser eins sich mit „Dion­y­sisch“ und „Apollinisch“ lächer­lich macht. Wie unver­gle­ich­lich ist, gegen jedes The­o­retisiren gehal­ten, jedes wirk­liche Pro­duziren! Sei aber zufrieden, bei der inner­lichen Art Dein­er Musik, daß Du einen soge­nan­nten Beruf hast, der gar nichts „Dion­y­sis­ches“ in sich trägt: denn es ist schädlich, so musikalisch schw­er­muthsvoll auf dem Bauche zu liegen, wie ein Bär auf sein­er Bären­haut, ‚alle sechs Tagew­erke im Busen fühlen‘, wie Faust sagt — ich wenig­stens habe wieder ein­mal für 6 Jahre das Musik­machen ver­schworen. ‚Der Ozean warf mich wieder ein­mal an’s Land‘, im vorigen Win­ter, näm­lich auf die Sand­bank der Dir bekan­nten Com­po­si­tio­nen. Damit soll’s aber genug sein. Ich gerathe, wie diese Com­pos. beweisen, in wahrhaft skan­daleuser Weise in’s Phan­tastisch-Häßliche, ins Ungeziemend-Auss­chweifende. Und ich erwartete von Dein­er Seite, eini­gen Schimpf und Schmach davon zu tra­gen. Soll­test Du aber für Man­fred eine wirk­liche Art von Nei­gung haben, wie Dein Brief gütig genug war zu ver­sich­ern, so warne ich Dich ganz ern­sthaft, lieber Fre­und, vor Dieser mein­er schlecht­en Musik. Laß keinen falschen Tropfen in Deine Musikempfind­ung kom­men, am wenig­sten aus der bar­barisiren­den Sphäre mein­er Musik. Ich bin ohne Illu­sio­nen — jet­zt wenig­stens.

Ver­lange nur von mir nichts Kri­tis­ches — ich habe keinen guten Geschmack und bin, in meinen musikal. Ken­nt­nis­sen, recht herun­tergekom­men, kann auch wie Du gesehn hast, gar nicht mehr orthographisch schreiben. — Ich bin jet­zt nur soviel Musik­er, als zu meinem philosophis­chen Haus­ge­brauche eben nöthig ist.“ (Brief vom 24.07.1872, eKG­WB, 1872, S. 242)

Schon in der Basel­er Zeit entwirft er in ein­er öffentlichen Vor­tragsrei­he an der Uni­ver­sität Anfang des Jahres 1872 Über die Zukun­ft unser­er Bil­dungsanstal­ten ein radikal elitäres Bil­dung­spro­gramm, in dem er dem „echt­en deutschen Geist“  die „unger­man­is­che Civil­i­sa­tion der Fran­zosen« ent­ge­gen­stellt, bei der sich „der Jour­nal­ist zu Schiller wie Meyer­beer zu Beethoven« ver­halte.[7] Diese Bil­dungsidee war ihm so wichtig, dass er eine Abschrift der Vorrede für Cosi­ma Wag­n­er zu Wei­h­nacht­en 1872 anfer­tigte.

Niet­zsches Begeis­terung für die Musik von Richard Wag­n­er gipfelte in den Reflex­io­nen über Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik (Niet­zsche, 1872). Er hat­te in diesem Jahr wieder eine ältere Arbeit aufge­grif­f­en: Eine Sylvester­nacht für Vio­line und Klavier (1863) und als Nachk­lang ein­er Sylvester­nacht mit Prozes­sion­slied, Bauern­tanz und Glock­en­geläut für Klavier zu vier Hän­den bear­beit­et (1871). Dies wollte er Cosi­ma Wag­n­er zu ihrem Geburt­stag am 25. Dezem­ber 1871 wid­men. Seinem Fre­und Gus­tav Krug schrieb er im Novem­ber:

„Inzwis­chen ist ein son­der­bares Opus fer­tig gewor­den, gle­ich­sam aus der Luft gefall­en. Das erste Motiv war nur, etwas von meinen früheren Sachen vier­händig zuzuricht­en, so daß ich es mit meinem Col­le­gen Over­beck zu spie­len ver­möchte. Ich ver­fiel auf jene „Sil­vester­nacht“: aber kaum hat­te ich das Noten­pa­pi­er gekauft, so ver­wan­delte sich alles unter meinen Hän­den, und von dem ersten Tak­te an ist es etwas völ­lig Neues gewor­den. Der lange Titel dieses 4 händi­gen Satzes, dessen Aus­führung 20 Minuten dauert, lautet: ‚Nachk­lang ein­er Sylvester­nacht, mit Prozes­sion­slied, Bauern­tanz und Mit­ter­nachts­glocke.‘ —

Du weißt, wie erstaunt ich war, Dich noch bei frisch­er Com­ponirstim­mung anzutr­e­f­fen, und ich kam mir wer weiß wie ver­welkt oder auch „weise“ vor, daß ich darin mich seit 6 Jahren resig­nirt hat­te. Und nun hin­ter­drein! Du siehst, was Dein Beispiel an mir gefruchtet hat! Im Übri­gen bin ich jet­zt, wo ich das Werk hin­ter mir habe, fast auf dem früheren Punk­te und denke nicht daran weit­er zu com­poniren: weshalb ich sagte, diese Com­po­si­tion sei aus der Luft gefall­en. Jeden­falls klingt sie gut: sie hat etwas Pop­uläres, geräth nie in’s Tragis­che, wenn auch in’s Ern­ste und Wehmüthige. Mitunter ist sie tri­umphirend, ja auch schmer­zlich aus­ge­lassen, kurz — wenn Du Dich unser­er Ferien­stim­mungen erin­nern willst, der Spaziergänge über den Knaben­berg, bis auf ‚das Ding an sich‘, so wirst Du eine Exem­pli­fika­tion dieser „dion­y­sis­chen Man­i­fes­ta­tion“ haben. Das Ganze ist auf wenig The­men aufge­baut, in der Ton­farbe freilich orches­tral, ja förm­lich gierig nach Orches­tra­tion, aber Du weißt — hier kann ich nicht mehr mit. Die Geburt­stage sind der 1te bis 7 Novem­ber: es ist ein so rein­lich­es Man­u­script, daß ich mit Over­beck es immer aus der ersten Nieder­schrift bis jet­zt gespielt habe. Jet­zt schreibe ich es nochmal ab, um mein­er aus­geze­ich­neten und verehrten Fre­undin, Frau Cosi­ma W., ein Geburt­stags­geschenk machen zu kön­nen.“ (Brief vom 13.11.1871, eKG­WB, 1871, S. 165)

Dies teilte er auch einem ehe­ma­li­gen Leipziger Kom­mili­to­nen Erwin Rohde mit:

„Frau W. deren Geburt­stag am 25 Dec. ist (und der ich, an Dein­er Stelle schreiben würde!) habe ich meine „Sylvester­nacht“ gewid­met und bin ges­pan­nt, was ich über meine musikalis­che Arbeit von dort aus zu hören bekomme, da ich noch nie etwas Com­pe­tentes zu hören bekam. Wenn ich dieselbe Dir ein­mal zum Vor­trag bringe, wirst Du, wie ich glaube, mit Rührung den war­men, beschaulichen und glück­lichen Ton her­aushören, der durch das Ganze hin­durchk­lingt und für mich eine verk­lärte Erin­nerung an das Glücks­ge­fühl mein­er Herb­st­fe­rien zu bedeuten hat.“ (Brief vom 21.12.1871, eKG­WB, BVN 1871, S. 177)

Cosi­ma bedank­te sich eher zurück­hal­tend, aber fre­undlich am 30.12.1871:

„Sylvestertag soll für die Sylvester-Nacht-Klänge danken; gemein­same Ein­drücke zur Erin­nerung gewor­den, läuteten durch die Mit­ter­nachts­glock­en meinem diesjähri­gen Geburt­stag, und ich sage dem fre­undlichen Melo­ma­nen Dank!“[8]

Welch gerin­gen Ein­druck er jedoch bei Wag­n­er erzielte, zeigt ein Bericht von Hans Richter, der zusam­men mit Cosi­ma die »Sylver­ster­glock­en« spielte:

„Wag­n­er saß unruhig dabei, knetete sein Barett und ging vor Schluß hin­aus … ich fand den Meis­ter bloß in vollem Lachen. ›Da verkehrt man nun schon seit anderthalb Jahren mit dem Men­schen, ohne der­gle­ichen zu ahnen: und nun kommt er so meuch­lings, die Par­ti­tur im Gewande‹.“[9]

Eine Ent­frem­dung zu Wag­n­er bah­nte sich seit 1874 an, als Niet­zsche im August Richard und Cosi­ma Wag­n­er in Bayreuth besuchte, und gipfelte dann in dem total­en Bruch mit Wag­n­er und sein­er Musik (Der Fall Wag­n­er, 1888; Niet­zsche con­tra Wag­n­er, 1889).

In der qua­si sym­phonis­chen Man­fred-Musik, die the­ma­tis­che Ele­mente sein­er Sylvester­nacht auf­greift, zeigt sich noch ein­mal der Zwies­palt seines kom­pos­i­torischen Bemühens: seine Selb­stzweifel bei gle­ichzeit­iger Selb­stüber­schätzung. So legt er die Man­fred-Med­i­ta­tion (1872) für Klavier zu 4 Hän­den selb­st­be­wusst einem der her­aus­ra­gend­sten Musik­er sein­er Zeit, Hans von Bülow, in dem Bewusst­sein vor, dass sich darin seine philosophis­che „Erken­nt­nis des Lei­den­den“ (M 114) aufs Eng­ste mit sein­er Musik verbinde.[10] Doch die Ablehnung von Bülows erfol­gte am 24. Juli 1872 umso drastis­ch­er:

„Ihre Man­fred-Med­i­ta­tion ist das Extrem­ste von phan­tastis­ch­er Extrav­a­ganz, das Unerquick­lich­ste und Antimusikalis­chste, was mir seit lange von Aufze­ich­nun­gen auf Noten­pa­pi­er zu Gesicht gekom­men ist. Mehrmals mußte ich mich fra­gen: ist das Ganze ein Scherz, haben Sie vielle­icht eine Par­o­die der soge­nan­nten Zukun­ftsmusik beab­sichtigt? Ist es mit Bewußt­sein, daß Sie allen Regeln der Ton­verbindung, von der höheren Syn­tax bis zur gewöhn­lichen Rechtschrei­bung, unun­ter­brochen hohn­sprechen? Abge­se­hen vom psy­chol­o­gis­chen Inter­esse – denn in Ihrem musikalis­chen Fieber­pro­duk­te ist ein ungewöhn­lich­er, bei aller Verir­rung dis­tin­guiert­er Geist zu spüren – hat Ihre Med­i­ta­tion vom musikalis­chen Stand­punk­te aus nur den Wert eines Ver­brechens in der moralis­chen Welt. Vom apollinis­chen Ele­mente habe ich keine Spur ent­deck­en kön­nen, und das dion­y­sis­che anlan­gend, habe ich, offen ges­tanden, mehr an den lende­main eines Bac­cha­nals als an dieses selb­st denken müssen. Haben Sie wirk­lich einen lei­den­schaftlichen Drang, sich in der Ton­sprache zu äußern, so ist es uner­läßlich, die ersten Ele­mente dieser Sprache sich anzueignen: eine in Erin­nerungss­chwel­gerei an Wag­n­er­sche Klänge taumel­nde Phan­tasie ist keine Pro­duk­tions­ba­sis. … Soll­ten Sie, hochverehrter Herr Pro­fes­sor, Ihre Aber­ra­tion in’s Com­ponirge­bi­et wirk­lich ernst gemeint haben…., so com­ponieren Sie doch wenig­stens nur Vokalmusik…  Sie haben übri­gens selb­st Ihre Musik als ‚entset­zlich‘ beze­ich­net -, sie ist’s in der That, entset­zlich­er als Sie ver­meinen; zwar nicht gemein­schädlich, aber schlim­mer als das: schädlich für Sie selb­st, der Sie sog­ar etwaigen Ueber­fluß an Muße nicht schlechter todtschla­gen kön­nen als in ähn­lich­er Weise Euterpe zu nothzüchti­gen.“[11]

Dass Niet­zsches Man­fred-Med­i­ta­tion vom kom­po­si­tion­stech­nis­chen Stand­punkt dem fach­lichen Urteil Bülows nicht stand­hal­ten kon­nte, ist kaum ver­wun­der­lich, erfol­gte aber in der schroff ver­let­zen­den Form doch uner­wartet.

Abb. 3: Friedrich Niet­zsche: Man­fred-Med­i­ta­tion für Klavier zu 4 Hän­den (Janz, 1976, S: 108).

In dem als freie Phan­tasie angelegten Werk entwirft Niet­zsche ein düsteres Stim­mungs­bild, das „langsam und brü­tend“ aus dem Tremo­lo des Bass­es auf­steigt, sich wellenar­tig entwick­elt, aber immer wieder in den dun­klen Anfangsklang zurück­fällt, bis es sich zum Presto steigert und schließlich „sehr feier­lich und langsam“ nach zum Teil har­monisch küh­nen Verbindun­gen in c-Moll schließt. Kein Wun­der, dass Bülow aus kom­po­si­tion­säs­thetis­chen und handw­erk­lichen Grün­den entset­zt war. Mit sein­er brüsken Reak­tion wollte er sich dann offen­bar den lästi­gen Kom­pon­is­ten-Dilet­tan­ten vom Leib hal­ten, was ihm aber nicht gelang! Denn einige Jahre später ver­suchte es Niet­zsche noch ein­mal sich an von Bülow zu wen­den mit seinem Hym­nus an das Leben (1887), den Peter Gast für Orch­ester bear­beit­et hat­te und der bei Fritzsch in Leipzig 1887 im Druck erschienen war. Im Feb­ru­ar 1887 hat­te er ein Exem­plar des Werks an Gus­tav Krug mit fol­gen­den Worten geschickt, die die beson­dere Wertschätzung dieser Kom­po­si­tion beto­nen:

„[…] hier­mit übersende ich Dir als meinem ältesten Fre­und und Brud­er in arte musi­ca, das Einzige, was von mein­er Musik übrig bleiben soll – eine Art Glaubens­beken­nt­niß in Tönen, das sich dazu eignen möchte, ein­mal ‚zu meinem Gedächt­niß‘ gesun­gen zu wer­den. Denn so ein Philosoph, wie ich, der dur­chaus keine Gegen­wart hat und haben will, hat vielle­icht eben­damit eine kleine Anwartschaft auf ‚Zukun­ft‘[…]“ [12]

Und an den Diri­gen­ten Felix Mot­tl schreibt er in der­sel­ben Zeit:

„Verehrter Herr,

was wer­den Sie von mir denken, wenn ich, mich Ihrer mich ehren­den Zeilen vom let­zten Win­ter erin­nernd, Ihnen heute Musik von mir selb­st zu übersenden wage? Hal­ten Sie diesen Hym­nus eines Philosophen für möglich, für singe­bar, für anhör­bar und auf­führbar? … Ich sel­ber bilde mir das Alles ein, mehr noch, ich wün­sche, daß diese Musik ergänzend ein­treten möge, wo das Wort des Philosophen nach der Art des Wortes noth­wendig undeut­lich bleiben muß. Der Affekt mein­er Philoso­phie drückt sich in diesem Hym­nus aus.“[13]

Noch ganz im Bann der Wag­n­er­schen Vorstel­lung von der Bedeu­tung der Musik, die zu dem Wort hinzutritt, um die sinnliche Fas­sung des Wortes durch den unendlichen Gefühlsaus­druck der Musik zu über­höhen (Wag­n­er, 1983. S. 242), sieht Niet­zsche in seinem Hym­nus den Affekt sein­er Philoso­phie aufge­hoben. So wagt er es nach 15 Jahren, erneut ein Werk an Hans von Bülow zu senden.  Aus Venedig wen­det er sich am 22.10.1887 devot, aber zugle­ich auch dur­chaus selb­st­be­wusst an ihn:

„Verehrter Herr,

es gab eine Zeit, wo Sie über ein Stück Musik von mir das aller­berechtigt­ste Todesur­theil gefällt haben, das in rebus musi­cis et musi­can­tibus möglich ist. Und nun wage ich es trotza­lle­dem, Ihnen noch ein­mal Etwas zu übersenden, — einen Hym­nus auf das Leben, von dem ich um so mehr wün­sche, daß er leben bleibt. Er soll ein­mal, in irgend welch­er nahen oder fer­nen Zukun­ft, zu meinem Gedächt­nisse gesun­gen wer­den, zum Gedächt­nisse eines Philosophen, der keine Gegen­wart gehabt hat und eigentlich nicht ein­mal hat haben wollen. Ver­di­ent er das?…

Zu alle­dem wäre es möglich, daß ich in den let­zten zehn Jahren auch als Musik­er Etwas gel­ernt hätte.

Ihnen, verehrtester Herr, in alter unverän­der­lich­er Gesin­nung zugeth­an

Dr Fr Niet­zsche Prof“    (eKG­WB, BVN 1887, S. 936)

Umso mehr musste es ihn ver­bit­tern, dass Bülow darauf gar nicht mehr reagierte, so dass sich Niet­zsche im vollen Bewusst­sein sein­er philosophis­chen Bedeu­tung pikiert am 9.10.1888 an ihn schrieb:

„Verehrter Herr,

Sie haben auf meinen Brief nicht geant­wortet, — Sie sollen ein für alle Mal vor mir Ruhe haben, das ver­spreche ich Ihnen. Ich denke, Sie haben einen Begriff davon, daß der erste Geist des Zeital­ters Ihnen einen Wun­sch aus­ge­drückt hat­te.

Friedrich Niet­zsche.“ (eKG­WB, BVN 1888, S: 1129)

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Abb. 4:Friedrich Niet­zsche: Hym­nus an das Leben auf einen Text von Lou Salomé, für Orch­ester geset­zt von Peter Gast, Leipzig 1887

Kün­st­lerisch­er Anspruch und ästhetis­che Wirk­lichkeit

Nach Bülows ver­nich­t­en­der Kri­tik an der Man­fred-Med­i­ta­tion muss es Niet­zsche klar gewor­den sein, dass auch Cosi­ma und Richard Wag­n­er sein­er Musik immer skep­tis­ch­er gegenüber­standen, obwohl Wag­n­er sich ver­söhn­lich (aber eben auch her­ablassend) äußerte: „Für einen Pro­fes­sor kom­ponieren Sie recht gut.“[14] Eine Ent­frem­dung hat­te sich schon 1874 ange­bah­nt, als Niet­zsche sich für Brahms begeis­terte und sich von Wag­n­ers Gesamtkunst­werk abwandte.

Niet­zsche blieb sich aber treu in der Sicht auf die Bedeu­tung sein­er eige­nen Musik für das philosophis­che Denken. In sein­er Schrift Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik hat­te er „den Charak­ter der dion­y­sis­chen Musik und damit der Musik über­haupt“ als „die erschüt­ternde Gewalt des Tones“, als den ein­heitlichen „Strom des Melos und die dur­chaus unver­gle­ich­liche Welt der Har­monie“ bes­timmt. „Im dion­y­sis­chen Dithyra­m­bus wird der Men­sch zur höch­sten Steigerung aller sein­er sym­bol­is­chen Fähigkeit­en gereizt;…“ (GT, eKG­WB, § 2) Die das Wort über­steigende Macht der Musik, die als höch­stes Darstel­lungsmit­tel „dem tragis­chen Mythos eine so ein­dringliche und überzeu­gende Meta­ph­ysis­che Bedeut­samkeit (ver­lei­ht), wie sie Wort und Bild, ohne jede einzige Hil­fe, nie zu erre­ichen ver­mö­gen.“ (GT, eKG­WB, § 21) Die den Affekt sein­er Philoso­phie bes­tim­mende Kraft der Töne kennze­ich­net die Idee seines Kom­ponierens. Nur Musik kon­nte dazu ver­helfen, Herr über die eigene Stim­mung zu wer­den. Mit dem Erlö­sungsmythos der Kun­st ste­ht Niet­zsche noch ganz im Bann von Wag­n­ers Musikauf­fas­sung, obwohl seine eigene Musik nie nach Wag­n­er klingt, son­dern dem Duk­tus roman­tis­ch­er Musik­tra­di­tion verpflichtet bleibt. Daher ist auch in seinen Werken keine stilis­tis­che Entwick­lung – wed­er zu Wag­n­er hin noch von Wag­n­er weg – zu erken­nen. Dafür bleibt das Kom­ponieren in seinem Leben doch zu mar­gin­al.

Aber nicht nur die mythis­che Über­höhung seines Kom­ponierens ist für Niet­zsche charak­ter­is­tisch; sein­er Musikaffinität grün­det auf ein­er dur­chaus vorhan­de­nen musikalis­chen Begabung zusam­men mit einem pianis­tis­chen Tal­ent, das der tech­nis­che Anspruch sein­er Klavierkom­po­si­tio­nen wider­spiegelt. Alle seine aus­gear­beit­eten Kom­po­si­tio­nen bele­gen, dass er musikalisch denken und sich im Idiom sein­er Zeit aus­drück­en kon­nte. Aber als dilet­tan­tis­chem Auto­di­dak­ten fehlte es ihm an handw­erk­lich­er Solid­ität des Ton­satzes wie an der Fähigkeit, seine Ideen for­mal durchzugestal­ten. So bemän­geln Wag­n­er und Bülow nicht zu Unrecht satztech­nis­che Fehler und for­male wie har­monis­che Unge­nauigkeit­en. Aber es gibt auch dur­chaus anerken­nende Stim­men, die sein Spiel und seine musikalis­chen Ein­fälle würdi­gen. So bleibt ein zwiespältiges Bild sein­er Begabung und seines Kön­nens ein­er­seits und sein­er offen zutage tre­tenden Selb­stüber­schätzung, die zugle­ich aber auch immer wieder von Selb­stzweifeln begleit­et wer­den. Kennze­ich­nend dafür ist ein Briefen­twurf an Bülow aus dem Jahr 1872:

„Es ste­ht dem­nach recht trau­rig um meine Musik und noch mehr um meine Stim­mungen. Wie beze­ich­net man einen Zus­tand, in dem Lust Ver­ach­tung Über­muth Erhaben­heit durch einan­der gera­then sind? — Hier und da ver­falle ich in dies gefährliche mond­süchtige Gebi­et. — Dabei bin ich — das glauben Sie mir — unendlich weit ent­fer­nt, von dieser halb psy­chi­a­trischen Musik­er­re­gung aus, Wag­n­er­sche Musik zu beur­theilen und zu verehren. Von mein­er Musik weiß ich nur eins daß ich damit Herr über eine Stim­mung werde, die, ungestillt, vielle­icht schädlich­er ist. An jen­er verehre ich ger­ade diese höch­ste Noth­wendigkeit — und wo ich sie als man­gel­hafter Musik­er nicht begreife set­ze ich sie gläu­big voraus. Was mir aber an der let­zten Musik beson­ders vergnüglich war, das war ger­ade, bei dem toll­sten Über­schwang eine gewisse Karikatur jen­er Noth­wendigkeit. Und ger­ade diese verzweifelte Con­tra­punk­tik muß mein Gefühl in dem Grade ver­wirrt haben daß ich abso­lut urtheil­s­los gewor­den war. Und in dieser Noth dachte ich mitunter selb­st bess­er von dieser Musik — ein höchst bedauer­lich­er Zus­tand, aus dem Sie mich jet­zt gerettet haben.“ (Brief vom 29.10.1872, eKG­WB, 1872, S. 268)

Den kün­st­lerischen Anspruch an sich selb­st kon­nte Niet­zsche kaum erfüllen, weil ihm die handw­erk­lichen Voraus­set­zun­gen dazu fehlten, was ihn aber nicht daran hin­derte, mit den Größen sein­er Zeit (Wag­n­er, von Bülow, Mot­tl) in Verbindung zu treten und deren Urteil her­auszu­fordern. Die ästhetis­che Wirk­lichkeit sein­er Musik und sein selb­st­ge­fäl­liger Anspruch kennze­ich­nen das Dilem­ma, in dem sich seine Kom­po­si­tio­nen befind­en. Dem Hör­er präsen­tiert sich dabei jedoch ein respek­ta­bles und klan­glich ansprechen­des Werk, das pianis­tisch dur­chaus anspruchsvoll ist, kom­po­si­tion­stech­nisch aber erkennbare Schwächen und handw­erk­liche Män­gel aufweist.

Niet­zsche und Wag­n­er – die Beziehung zweier Antipo­den

Die Auseinan­der­set­zung mit Niet­zsche als Kom­pon­ist muss notwendig das zwiespältige Ver­hält­nis des Philosophen zu Richard Wag­n­er als über­mächtigem Men­tor ansprechen, dem er zeitlebens in ein­er Art Has­sliebe[15] ver­bun­den blieb,[16] indem er dessen Musik bewun­derte, aber deren ide­ol­o­gis­che Grund­lage ablehnte. Niet­zsche hat­te Wag­n­er bere­its 1868 im Hause des Ori­en­tal­is­ten Her­mann Brock­haus in Leipzig ken­nen­gel­ernt und ihn schon im Jahr darauf in Trib­schen bei Luzern besucht und dort auch Cosi­ma von Bülow getrof­fen. Seit­dem bestand eine Verbindung gegen­seit­iger Achtung. In Wag­n­er erblick­te er den Schöpfer des Kunst­werks der Zukun­ft[17], das er bere­its in der Antike vorge­bildet sah. Mit sein­er frühen Schrift über Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik (1872) schien er zum Apolo­geten der Fortschrittspartei Wag­n­ers zu avancieren, so dass er bei der Grund­stein­le­gung des Bayreuther Fest­spiel­hause im Mai 1872 nicht fehlen durfte. Niet­zsche wurde daher für Wag­n­er wichtig zur philosophis­chen Legit­i­ma­tion sein­er Kun­st­the­o­rie.

Angesichts der Nähe zu Wag­n­er liegt die Ver­mu­tung nahe, dass Spuren von Wag­n­ers kom­pos­i­torischem Stil auch in Niet­zsches Musik erkennbar wer­den kön­nten. Das ist aber ganz und gar nicht der Fall. Noch 1876 hat­te er sich in sein­er vierten Unzeit­gemäßen Betra­ch­tung: Richard Wag­n­er in Bayreuth, die sich wie eine Pro­pa­gan­daschrift[18] liest, am Kul­turbe­griff Wag­n­ers abgear­beit­et. Doch bere­its 1872 war er aus­gerech­net von Brahms pathetis­chem Tri­umphlied op. 55 aus Anlass der Sieges­feier nach dem deutsch-franzö­sis­chen Krieg tief beein­druckt – einem Werk, das gar nichts mit der Idee der Kun­stre­li­gion gemein hat. Der hym­nis­che (oder in seinen Worten dithyra­m­bis­che) Ges­tus in Brahms Kom­po­si­tion hat­te ihn offen­bar beson­ders ange­sprochen und ihn zu seinem Hym­nus auf die Fre­und­schaft (1874) anregte. Die Klavier­fas­sung hat­te er dann zu seinem Besuch bei Wag­n­er im Som­mer 1874 mitgenom­men, sich bere­its eine Abwen­dung von Wag­n­er anbah­nte. In Jen­seits von Gut und Böse (1886) hat­te er sich dann dezi­diert von der dumpfen Schwüle und Schwere deutsch­er Musik abge­wandt und von „ein­er Erlö­sung der Musik vom Nor­den“ (JGB, § 255) geträumt:

„Gegen die deutsche Musik halte ich mancher­lei Vor­sicht für geboten. Geset­zt, dass Ein­er den Süden liebt, wie ich ihn liebe, als eine grosse Schule der Gene­sung, im Geistig­sten und Sinnlich­sten, als eine unbändi­ge Son­nen­fülle und Son­nen-Verk­lärung, welche sich über ein selb­s­ther­rlich­es, an sich glauben­des Dasein bre­it­et: nun, ein Solch­er wird sich etwas vor der deutschen Musik in Acht nehmen ler­nen, weil sie, indem sie seinen Geschmack zurück verdirbt, ihm die Gesund­heit mit zurück verdirbt.“ (JGB, KGWB, § 255)

Endgültig scheint der Bruch mit Wag­n­ers Musik in sein­er Schrift Der Fall Wag­n­er (1888) vol­l­zo­gen zu sein, in der er Bizet auf Kosten Wag­n­ers ver­her­rlicht. Das Vor­wort begin­nt er mit einem provozieren­den Beken­nt­nis:

„Ich mache mir eine kleine Erle­ichterung. Es ist nicht nur die reine Bosheit, wenn ich in dieser Schrift Bizet auf Kosten Wagner’s lobe. Ich bringe unter vie­len Spässen eine Sache vor, mit der nicht zu spassen ist. Wag­n­ern den Rück­en zu kehren war für mich ein Schick­sal; irgend Etwas nach­her wieder gern zu haben ein Sieg. Nie­mand war vielle­icht gefährlich­er mit der Wag­nerei verwach­sen, Nie­mand hat sich härter gegen sie gewehrt, Nie­mand sich mehr gefreut, von ihr los zu sein. Eine lange Geschichte!“ (WA, eKG­WB, Vor­wort )

Die Musik Wag­n­ers erscheint ihm nun als Aus­druck von „déca­dence“: „Wagner‘s Kun­st ist krank […]. Wag­n­er ist ein gross­er Verderb für die Musik“ (WA 5) – „…in der Sprache des Meis­ters gere­det: Unendlichkeit, aber ohne Melodie“ (WA 6). In seinen Schriften hat­te sich Niet­zsche immer wieder kri­tisch zum Kul­turzu­s­tand Deutsch­lands geäußert und sich selb­st in kul­tur­ther­a­peutis­ch­er Mis­sion gese­hen. Radikal for­muliert er seine Abkehr in Niet­zsche con­tra Wag­n­er (1889), in der er seine Ver­ach­tung der „überdeutschen Musik“ (JGB, §255) mit ihrem rauschhaften Ges­tus zum Aus­druck bringt. Ver­nich­t­end sollte das Urteil wirken, dass er den leicht­füßi­gen Melo­di­en­fluss Rossi­nis der unendlichen Melodie Wag­n­ers vorziehe.

„Richard Wag­n­er wollte eine andere Art Bewe­gung, — er warf die phys­i­ol­o­gis­che Voraus­set­zung der bish­eri­gen Musik um. Schwim­men, Schweben – nicht mehr Gehen, Tanzen …“ (NW, eKG­WB )

Ander­er­seits kon­nte er aber von Wag­n­er auch nicht lassen. Als er 1887 in Monte Car­lo zum ersten Mal das Vor­spiel zu Par­si­fal hört, schrieb er über­wältigt an seinen Fre­und Hein­rich Köselitz nach Venedig:

„Zulet­zt — neulich hörte ich zum ersten Male die Ein­leitung zum Par­si­fal (näm­lich in Monte-Car­lo!) Wenn ich Sie wieder­se­he, will ich Ihnen genau sagen, was ich da ver­stand. Abge­sehn übri­gens von allen unzuge­höri­gen Fra­gen (wozu solche Musik dienen kann oder etwa dienen soll?) son­dern rein ästhetisch gefragt: hat Wag­n­er je Etwas bess­er gemacht? Die aller­höch­ste psy­chol­o­gis­che Bewußtheit und Bes­timmtheit in Bezug auf das, was hier gesagt, aus­ge­drückt, mit­geth­eilt wer­den soll, die kürzeste und direk­teste Form dafür, jede Nuance des Gefühls bis aufs Epi­gram­ma­tis­che gebracht; eine Deut­lichkeit der Musik als descrip­tiv­er Kun­st, bei der man an einen Schild mit erhaben­er Arbeit denkt; und, zulet­zt, ein sub­limes und außeror­dentlich­es Gefühl, Erleb­niß, Ereigniß der Seele im Grunde der Musik, das Wag­n­ern die höch­ste Ehre macht, eine Syn­the­sis von Zustän­den, die vie­len Men­schen, auch „höheren Men­schen“, als unvere­in­bar gel­ten wer­den, von rich­t­en­der Strenge, von „Höhe“ im erschreck­enden Sinne des Worts, von einem Mitwissen und Durch­schauen, das eine Seele wie mit Messern durch­schnei­det — und von Mitlei­den mit dem, was da geschaut und gerichtet wird. Der­gle­ichen giebt es bei Dante, son­st nicht. Ob je ein Maler einen so schw­er­müthi­gen Blick der Liebe gemalt hat als W<agner> mit den let­zten Accen­ten seines Vor­spiels?“ (eKG­WB, BVN 1887, S. 793)

Kom­pos­i­torisch war Niet­zsche zu sehr Dilet­tant, als dass er die musikalis­che und kom­po–     sition­s­the­o­retis­che Bedeu­tung Wag­n­ers mit all seinen har­monis­chen Erfind­un­gen voll erfassen kon­nte. Daher wird auch kein kon­sis­tentes Bild von Niet­zsches Kun­st- und Musikver­ständ­niss­es erkennbar. Was ihn bei Wag­n­er anzog, war dessen Musik; was ihn zugle­ich abstieß, war dessen weltan­schauliche Ide­olo­gie, auf der die Idee des Musik­dra­mas ruhte; dabei ins­beson­dere die Erlö­sungsidee und die ide­ol­o­gis­che Über­höhung des Deutsch­tums.[19] Aber die südliche „Son­nen­helle“ und „Son­nen­verk­lärung“ war sein­er eige­nen Musik – im Unter­schied zu Bizet – fremd. So ver­wun­dert es nicht, dass die Bewun­derung Wag­n­ers trotz aller Ver­suche, sich von ihm zu lösen, zeitlebens beste­hen blieb. Dieter Borch­mey­er berichtet von ein­er Äußerung Niet­zsches in dessen Aufze­ich­nun­gen aus dem Früh­jahr 1885 – also zwei Jahre nach Wag­n­ers Tod –, in der er lakonisch beken­nt: „Ich habe ihn geliebt und Nie­man­den son­st. Er war ein Men­sch nach meinem Herzen.“[20] Das Ver­hält­nis Niet­zsches zu Wag­n­er kann man daher als den anhal­tenden Ver­such ein­er Auseinan­der­set­zung mit Wag­n­ers Kul­turbe­griff und Kun­stre­li­gion ver­ste­hen, die jedoch für sein kom­pos­i­torisches Werk, seine musikalis­chen Vor­lieben und Vorstel­lun­gen ohne Fol­gen blieb.

 

 


 

Lit­er­aturverze­ich­nis

Bertram, Ernst: Niet­zsche. Ver­such ein­er Mytholo­gie. Berlin, 1920.

Borch­mey­er, Dieter und Salaquar­da, Jörg (Hgg.): Niet­zsche und Wag­n­er. Sta­tio­nen ein­er epochalen Begeg­nung, 2. Bde. Frank­furt, Leipzig, 1994.

Bülow, Hans von: Briefe und Schriften, Bd. 3, hg, von Marie von Bülow.Leipzig, 1911.

Förster-Niet­zsche, Elis­a­beth, Wachsmuth, Curt und Gast, Peter (Hgg.): Friedrich Niet­zsches Gesam­melte Briefe (Vol. 3). Berlin, Leipzig, 1905.

Janz, Curt Paul: Friedrich Niet­zsche. Der musikalis­che Nach­lass. Basel, 1976.

Mün­kler, Her­fried: Marx, Wag­n­er, Niet­zsche — Welt im Umbruch. Berlin, 2021.

Niet­zsche, Friedrich: Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik (1872), Leipzig 1941 und Dig­i­tale Kri­tis­che Gesam­taus­gabe Werke und Briefe (eKG­WB) http://www.nietzschesource.org/#eKGWB/GT

Niet­zsche, Friedrich (1876). Richard Wag­n­er in Bayreuth (Vierte Unzeit­gemäße Betra­ch­tung, 1876), Dig­i­tale Kri­tis­che Gesam­taus­gabe Werke und Briefe (eKG­WB) https://doi.org/http://www.nietzschesource.org/#eKGWB/WB

Niet­zsche, Friedrich: Mor­gen­röthe. Chem­nitz, 1881 (NA Leipzig 1887). http://www.nietzschesource.org/#eKGWB/M

Niet­zsche, Friedrich (1886). Jen­seits von Gut und Böse. Vor­spiel ein­er Philoso­phie der Zukun­ft (1886), Dig­i­tale Kri­tis­che Gesam­taus­gabe Werke und Briefe (eKG­WB) http://www.nietzschesource.org/#eKGWB/JGB

Niet­zsche, Friedrich: Der Fall Wag­n­er (1888), Dig­i­tale Kri­tis­che Gesam­taus­gabe Werke und Briefe (eKG­WB). https://doi.org/http://www.nietzschesource.org/#eKGWB/WA

Niet­zsche, Friedrich: Niet­zsche con­tra Wag­n­er (1889). Dig­i­tale Kri­tis­che Gesam­taus­gabe (eKG­WB). http://adriaan.biz/nietzsche/Nietzsche%20contra%20Wagner.pdf

Niet­zsche, Friedrich: Über die Zukun­ft unser­er Bil­dungsanstal­ten. Bayreuther Hor­i­zont­be­tra­ch­tun­gen. Das Ver­hält­nis der Schopen­hauerischen Philoso­phie zu ein­er deutschen Cul­tur. Leipzig, 1896.

Niet­zsche, Friedrich: Dig­i­tale Kri­tis­che Gesam­taus­gabe. Werke und Briefe (eKG­WB) nach der Kri­tis­chen Werkaus­gabe von G. Col­li und M. Mon­te­nari www.nietzschesource.org/#eKGWB

Schlech­ta, Karl: Friedrich Niet­zsche. Werke, 3 Bde., Lizen­zaus­gabe. Darm­stadt, 1997.

Wag­n­er, Richard: Das Kunst­werk der Zukun­ft (1849). Dich­tun­gen und Schriften. Jubiläum­saus­gabe Bd. 6, S. 9 — 157. Frank­furt, 1983.

Wag­n­er, Richard: (1983). Oper und Dra­ma (1850/51). Dich­tun­gen und Schriften. Jubiläum­saus­gabe Bd. 7. Frank­furt, 1983.

Walther, Hel­mut: Niet­zsche als Kom­pon­ist. Vor­trag beim Sem­i­nar der Gesellschaft für kri­tis­che Philoso­phie in Kot­ten­hei­de vom 15.–17. Okto­ber 2000. online Doku­ment. http://www.f-nietzsche.de/n_komp.htm

Zac­chi­ni, Simone: Die Glock­en von Sewastopol. Zur ersten musikalis­chen Kom­po­si­tion Niet­zsches, Niet­zsche-Stu­di­en 52(2023), S. 337–347. https://doi.org/10.1515/nietzstu-2022–0039

 


Fußnoten

[1]  Her­fried Mün­kler, Marx, Wag­n­er, Niet­zsche. Welt im Umbruch, Berlin 2021.

[2] Vgl. dazu Simone Zac­chi­ni: Die Glock­en von Sewastopol, Niet­zsche Stu­di­en 52(2023), S.342

[3] Ernst Bertram, Niet­zsche. Ver­such ein­er Mytholo­gie, Berlin 1920, S. 104.

[4] Auf­steigende Spielfig­ur der Frühk­las­sik als dynamis­che Eröff­nungs­geste eines Werks.

[5] Bertram, Niet­zsche. Ver­such ein­er Mytholo­gie, S. 104.

[6] Curt Paul Janz, Friedrich Niet­zsche. Der musikalis­che Nach­lass, Basel 1976.

[7] Nach­lasss­chriften und Frag­ment, BA, 2. Vor­trag vom 6.2.1872.

[8] Hel­mut Walther, Niet­zsche als Kom­pon­ist. Vor­trag beim Sem­i­nar der Gesellschaft für kri­tis­che Philoso­phie in Kot­ten­hei­de vom 15. – 17.10., 2000, S. 2.

[9] Zitiert nach Walther, Niet­zsche als Kom­pon­ist, S. 3.

[10] An Hein­rich Köselitz [Peter Gast] schreibt Niet­zsche am 22.2.1881: »Hin­ter diesem ganzen Buche [= Mor­gen­röthe] klingt mir meine Musik zu Man­fred – denken Sie sich!“ (eKG­WB, BVN 1881, S. 83).

[11] Elis­a­beth Förster-Niet­zsche, Curt Wachsmuth, Peter Gast (Hg.), Friedrich Niet­zsches Gesam­melte Briefe, Bd. 3, Berlin und Leipzig 1905, S. 349–352.

[12] Janz, Der musikalis­che Nach­lass, S. 341.

[13] Ebd., S. 342. An Hein­rich Köselitz [Peter Gast] schreibt Niet­zsche am 22.2.1881: »Hin­ter diesem ganzen Buche [= Mor­gen­röthe] klingt mir meine Musik zu Man­fred – denken Sie sich!“ (eKG­WB, BVN 1881, S. 83). Im 114. Abschnitt der Mor­gen­röthe ver­weist er auf den emo­tionalen Zusam­men­hang von Lei­den und Musik: „Wir sehen wieder hin auf Men­schen und Natur […] aber es erquickt uns so, wieder die gedämpften Lichter des Lebens zu sehen und aus der furcht­baren nüchter­nen Helle her­auszutreten, in welch­er wir als Lei­dende die Dinge und durch die Dinge  hin­durch sahen […] wir sehen wie umge­wan­delt zu, milde und immer noch müde. In diesem Zus­tand kann man  nicht Musik hören ohne zu weinen.“

[14] Zitiert in Janz, Der musikalis­che Nach­lass, S. 336 f.

[15] Mün­kler ver­weist auf „Niet­zsches unaus­ge­set­zte Beschäf­ti­gung mit Wag­n­er, seine Angriffe gegen ihn bei fort­dauern­der Bewun­derung für ihn“ (Mün­kler, 2021, S. 215).

[16] Das zwiespältige Ver­hält­nis ist auf der Grund­lage der Edi­tion des Niet­zsche Nach­lass­es in der Kri­tis­chen Gesam­taus­gabe durch Gior­gio Col­li und Mazz­i­no Mon­te­nari (S. 1976 ff.) von Dieter Borch­mey­er (Niet­zsche und Wag­n­er, 2 Bde., Frank­furt 1994) aus­führlich dargestellt wor­den.

[17] Vgl. dazu Wag­n­ers Essay Das Kunst­werk der Zukun­ft (1849).

[18] Andreas Urs Som­mer in ein­er Vor­lesung zu den frühen Schriften Niet­zsches im SS 2024 an der Uni­ver­sität Freiburg (ILIAS Uni Freiburg).

[19] Der Fun­da­mentalkri­tik Niet­zsches am Erlö­sungs­gedanken wid­met H. Mün­kler in sein­er Studie zu Marx, Wag­n­er und Niet­zsche ein eigenes Kapi­tel (Mün­kler, 2021, S. 284–289), in dem er von der Kri­tik Niet­zsches am Chris­ten­tum aus­ge­ht.

[20] Dieter Borch­mey­er und Jörg Salaquar­da (Hgg.), Niet­zsche und Wag­n­er. Sta­tio­nen ein­er epochalen Begeg­nung, Frank­furt 1994, S. 875.

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