SpielKünste
Das Spiel steht für sich, es braucht weder Künste noch Pädagogik und Didaktik. Beide Bereiche sind allerdings auf unterschiedliche Weise und in historisch wechselnden Konstellationen auf das Spiel bezogen. Dessen Verwandtschaft mit den Künsten, die von der Selbstzweckhaftigkeit bis zur abstrahierenden Formensprache reicht, ist in der Ästhetik wie in Spieltheorien vielfach konstatiert, beschrieben und analysiert, manchmal auch strikt verworfen worden. In diesem zweiten Fall wird etwa das dem Spiel fremde Werk als Ziel künstlerischen Handelns betont oder der jedem Kunstgebilde inhärente Bezug zu einem Publikum bzw. einer Gesellschaft von Künstlern und Kunstkennern. Auf jeden Fall lassen Künstler und Künstlerinnen das spontane und absichtslose Spiel ohne Zuschauer, wie es kleinen Kindern eigen ist, weit hinter sich. Gleichwohl sind viele von ihnen fasziniert vom Kinderspiel, sie adaptieren und reflektieren Spielformen und -regeln.
Als die alltägliche Beschäftigung des Kindes ist das Spiel ein Gegenstand der Kindheitsforschung wie des pädagogischen und didaktischen Denkens und Handelns. Könnte doch das Kind sich so freudig und konzentriert in den Lerngegenstand versenken wie in seine Spieltätigkeit! Pädagogen haben daher ein große Menge von Lernspielen ersonnen – aber wie es ihnen öfter geht: das Spiel ist ihnen dabei meist abhanden gekommen, von der Kunst ganz zu schweigen.
In den folgenden Beiträgen wird es um dem Spiel entliehene Formen der Vermittlung und Unterrichtsgestaltung ebenso wie um Spielformen der künstlerischen Lerninhalte gehen.
Die Beiträge dieser ersten Ausgabe der ZÄB beruhen auf Vorträgen, die auf der Expertentagung „SpielKünste – Praxisbeispiele und Didaktische Modelle“ an der Universität Leipzig im Frühjahr 2008 gehalten wurden.
Inhaltsverzeichnis
Spiel und Kunst. Zur Einleitung
Über einige Spiele in Georges Perecs Roman »Das Leben Gebrauchsanweisung«
Der Entwurf vor dem Entwurf. Eine im Spiel fundierte architektonische Entwurfslehre
Das Spiel mit dem Stift — Experimentelles Zeichnen im Unterricht
Vom Spielerischen in musikalisch-ästhetischer Produktion. Ein Fallbeispiel
Mathematik: ein KinderSpiel? Zur Bedeutung des Spielens für das kindliche Mathematiklernen
Vom Kinderspiel zur Praxis künstlerischen Unterrichts
Spielräume materieller Inszenierung im Handlungsfeld künstlerischer Lehre